Gleicht BTC Solo Mining aus Sicht des Gesetzgebers Glücksspiel?

Folgendes Beispiel:

Man betreibt Solo Mining, d. h. man schließt sich keinen Miningpool an und erhält somit keine regelmäßigen Einkünfte.

Falls man dann irgendwann mal Glück haben sollte und einen gültigen Block findet, bekommt man KYC-frei den Block Reward (derzeit 6,25 BTC + Transaktionsgebühren).

Aus meiner Sicht ist das eine Art von Glücksspiel, weil man nicht damit rechnen kann dass man jemals überhaupt einen gültigen Block findet und somit nicht mit Erträgen rechnen kann - das kann aber der Gesetzgeber anders sehen.

Was meint ihr, wie wäre so ein Fall aus steuerrechtlicher Sicht zu behandeln? Anschaffungskosten = „Null“ beim Verkauf und mit 27,5% KeSt versteuern?

Nein, im Steuerguide wurde das schon ausgedeutscht …

progressiver Steuersatz auf die Rewards
siehe Punkt Einkünfte

Danke für den Guide!

Dort steht selbst dass beim privaten Mining der Zufluss mit 27,5% und bei einem Wertzuwachs bei der Veräußerung ebenfalls 27,5% Steuer fällig ist.

Den progressiven Steuersatz sehe ich in der neuen Regelung nicht erwähnt :face_with_monocle:

doch, unter dem Punkt Einkommen (hier der letzte Satz):

Bei der Versteuerung von DeFi-Entgelten musst du eine grundlegende Unterscheidung beachten:

  1. Überlässt du deine Kryptowährungen anderen Marktteilnehmern (z.B. einem Netzwerk oder spezialisierten Unternehmen), dann ist der besondere Steuersatz (27,5 %) bereits beim Zufluss anzuwenden.

Es ist dabei egal, ob die Einkünfte in Kryptowährung oder in Fiatgeld ausbezahlt werden, oder ob es sich um ein zentrales oder dezentrales Protokoll handelt.
Dies gilt immer dann, wenn public placement gegeben ist, wovon im DeFi Bereich grundsätzlich auszugehen ist.
Erfolgt kein public placement, wird stattdessen zum progressiven Einkommenssteuersatz versteuert und auch die Verlustverrechnung gestaltet sich anders.

Hä? Also jetzt kenn ich mich noch weniger aus :joy:

Was hat Bitcoin Solo Mining mit DeFi zu tun? Man betreibt weder staking, lending noch liquidity mining. Man hat einen Miner laufen, schließt sich nicht einem Pool an und wenn dieser Miner mit ganz viel Glück einen gültigen Block findet, würde man den Block Reward bekommen. Man überlässt keine Kryptowährung weder dem Netzwerk noch einem Unternehmen.

Ich fand den Steuerguide auch etwas undurchsichtig bezüglich BTC-Mining.
Als ich den Satz: „Erfolgt kein public placement, wird stattdessen zum progressiven Einkommenssteuersatz … .
In diese Kategorie können Mining, Lending, Staking, Liquidity Mining und Yield Farming oder Liquidity Providing fallen“ gelesen habe ging ich die einzelnen Punkte durch und kam zum Schluss, dass der erste Punkt der Aufzählung sich dann wohl auf BTC-Mining bezieht.

@Georg kannst du da nochmals klarstellen ob jetzt progressiver oder Sondersteuersatz bei BTC-Mining als privater Betreiber zum tragen kommt?

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Erhält man beim BTC Mining „nur“ im Fall von Glück dann immer den gesamten Blockreward?

Also entweder 6,25 oder gar Nichts?

Dachte das man immer etwas bekommt als Mining Reward, wenn man mitmacht.

Auch wegen zb BTC Mining Heizung wie von dem Projekt da:

Sonst wäre die Heizung ja fast sinnlos oder?

Derlei Heizungen sind auch ziemlich sinnlos. Elektrischen Strom in Wärme wandeln kann auch ein 20€ Heizlüfter aus dem Baumarkt.
Damit sich solche Miner wirtschaftlich rentieren, dürfen sie nur wenig downtime haben, sprich die „Heizung“ muss auch im Sommer durchlaufen, sonst rentiert sie sich nicht.

Mining ist wie Lose ziehen. Stell dir vor du hast eine LKW Ladung voller versiegelter Gratislose die du nur aufmachen musst um zu schauen ob du ne Niete oder den Hauptgewinn hast. Und dann stehen da 100 Leute um den Haufen und öffnen Lose um am schnellsten den Hauptgewinn zu finden.
Du kannst alleine die Lose öffnen (=Solo Mining) und wenn du den Hauptgewinn als erster findest kannst du alles behalten.
Du kannst aber auch im Team arbeiten (=Pool Mining) und wenn dein Team den Hauptgewinn findet wird der Gewinn aufgeteilt, je nachdem wer wieviele Lose geöffnet hat.

Also der Vergleich mit Glückspiel ist nicht so weit hergeholt.

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OK, danke für die Info.

Hab mich nicht sehr mit der Thematik beschäftigt, aber die Heizung wurde bei Niko Jilich im Podcast mal vorgestellt und klingt für gewisse Situationen nicht schlecht.

Vor allem wenn man zb schon mit Strom heizt dachte ich. Ich hab da einen Bekannten der muss mit Strom heizen weil nix anderes möglich ist in der Wohn-Anlage.

Früher waren da so Nachtspeicheröfen und jetzt Infrarot, da dachte ich kann das schon Sinn machen… Aber sollte man sich auf jeden Fall gut ansehen und auch das steuerlich bewerten vorher :sweat_smile:
Sonst hast da auch noch Stress :joy::grimacing:

Ja es gibt Anwendungsfälle, aber die sind aus meiner Sicht sehr stark begrenzt.

  1. Man muss ohnehin schon elektrisch heizen weil nichts anderes möglich ist und die Heizungen müssen ineffizient sein (Widerstandsheizungen, keine Wärmepumpen)

  2. Der Heizbedarf muss ganzjährig sein. Die Difficulty steigt so schnell, dass der Miner nach Möglichkeit rund um die Uhr laufen muss, sonst amortisiert der sich möglicherweise nicht.

Als Anwendungsfälle könnte ich mir z.B. Poolheizungen vorstellen, wenn hohe Wassertemperaturen auch im Sommer benötigt werden (Babyschwimmen), das Wasser aufgrund von Verdunstung aber abkühlt.
Als Blumenkübel im Wohnzimmer mit 2.000 Betriebsstunden im Jahr wird sich das Teil aber wohl nie rentieren.

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Danke @Bernhard, das ist tatsächlich außerhalb des Kontextes ein wenig verwirrend. Was ist eigentlich der Kontext im Zusammenhang mit dem Steuersatz? Der Kontext ist, dass alle Kryptowährungsgeschäfte sofern sie standardisiert und an die öffentlichkeit gerichtet werden ganz einfach dem gestzlichen Regelfall unterliegen und all die genannten Geschäftsmodelle dem Sondersteuersatz unterliegen.

Der Unterschied zum private placement und vor allem zum privaten Sachdarlehen ist folgender, dass der Gesetzgeber private „OTC“ Geschäfte steuerlich diskriminieren möchte, in dem jene Geschäfte die nur privat unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, dem progressiven Tarif unterliegen.

Hoffe das ist klar, wenn noch Fragen dazu sind. Können wir gerne den Thread noch verlängern.

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Danke für die Erklärung Georg. Bin dann wohl einem Irrtum aufgesessen, was das Aufsetzen eines privaten Solominers für BTC betrifft (in AT).
Ist also ggf. 2 x mit dem Sondersteuersatz zu versteuern (Erhalt + ggf. bei Verkauf gegen FIAT)?
Hoffe, dass ich mich nicht nochmals irre. :joy:

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Es kommt auf die Wohnsituation drauf an ob solch eine BTC Heizung Sinn macht. Die oben erwähnte Firma bietet ja auch gebrauchte und umgebaute S9 miner an, welche derzeit ca. 1EUR Ertrag minen im z.B. Binance BTC Pool.
In meinem Fall (Passivhaus) wird die Wärme für die Wohnraumlüftung mit Wärmekopplerverwendet, sodass die Wärmepumpe erst bei viel niedrigeren Temperaturen arbeiten muss. Der Strom wird auch im Winter über eine PV Anlage erzeugt. Der S9 hat vergünstigt 350EUR gekostet.
Ertrag von Oktober - April: 240EUR
Stromkosten: 0EUR
Stromersparnis: muss ich nach der Heizperiode prüfen, bis jetzt lief die Wärmepumpe nicht.
Anschaffungskosten:350EUR

Nach 2 Heizsaisonen hat sich das Gerät armortisiert und ich gehe davon aus, das BTC auch weiter im Preis steigen wird.

Ist jetzt nur ein Anwendungsfall wie er von mir gelebt wird, ist halt bei jedem anders :slight_smile:

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Sorry @SpaceCoiner aber das klingt für mich nach Milchmädchenrechnung um sich das eigene Hobby schön zu rechnen.

Wenn die Wärmepumpe kein Murks ist wird sie sicher eine Leistungszahl (COP) von 3-4 haben, d.h. wenn dein Miner heizt, dann brauchst du 3-4 mal soviel Strom für den selben Wärmeertrag.

Deine PV wird du sicher auch nicht umsonst bekommen haben, also sind deine Erzeugerkosten deutlich über 0 EUR. Und selbst wenn dich der Strom JETZT nichts mehr kostet, dann hättest du den Mehrverbrauch durch Heizen mit Miner ja auch noch anders verwenden können um woanders Geld zu sparen oder zu verdienen. Die Opportunitätskosten sehe ich auch nirgends.

Ich finde es wirklich sehr cool und spannend, dass Leute sowas machen, aber man sollte sich dennoch nicht der Illusion hingeben, dass sich das irgendwie wirtschaftlich rechnet, das tut es in den seltensten Fällen… :wink:

Die PV war nicht umsonst, hat sich aber wegen der Hohen Strompreise und ganzen Förderungen und Strompreisrabatten und inbesondere den Marktpreisen im letzten Jahr bei der Ömag nach gut 8.5 Jahren armortisiert, seit Juli 2023 ist der Strom daher quasi gratis (Netzentgeld etc. fällt natürlich weiter an). Der Strompreis ist nun auf ca. 12cent/kWh gefallen (zuvor hat man >50cent/kWh) bekommen für das Einspeißen, dh. es ist nun wieder Sinnvoller den Strom zu verheizen als Einzuspeißen.

Wärmepumpe: Ist noch ein altes Luft-Luft Wärmepumpen System, die zieht mehr Strom als der S9, erzeugt aber keine BTC.

Na rechnen wir doch einfach mal. :wink:

Der S9 braucht ~1,5kW, also 36kWh am Tag und erzeugt 1 EUR Ertrag.
Die Wärmepumpe (selbst wenn es nur Luft-Luft ist) wird dank Wärmekoppler (=Wärmerückgewinnung, richtig?) zumindest auf COP=3 kommen. Bräuchte also nur ein Drittel der elektrischen Leistung, sprich 12kWh. Den Rest kannst du einspeisen, macht bei 12 cent immerhin 2,88 EUR Ertrag.

Um bei der Einspeisung auf 1 EUR täglichen Ertrag zu kommen müsstest du nur 8,33 kWh einspeisen, das entspräche einem COP=1,3 (keine Wärmepumpe ist sooo schlecht). Und dann sind da die Investitionskosten vom Miner noch nicht mit drin.

Wie gesagt, schönes Hobby, aber wirtschaftlich ist das nicht, nicht mal wenn man „nur“ einspeist.

Richtig! Wobei beim zweiten Schritt (Verkauf gegen FIAT) die Anschaffungskosten (= beizulegender Wert im Zeitpunkt des Erhalts) abgezogen werden können.

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Nicht ganz, der S9 rennt gedrosselt mit ca. 1kW, also 24kWh/Tag und erzeugt 1EUR.
Die Wärmepumpe braucht ca. 600W (das ist ein altes Alpha Innotec Teil in einem Passivhaus).
BTC wird ja (hoffentlich) weiter steigen und durch yield bekommt man zum Teil >4% zuwachs.